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Zu massiv für den Mainstream
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Samsungs neuer Riesenfalter ist ein technisches Meisterwerk. Für steile Höhenflüge ist er aber zu groß und zu schwer, und vor allem zu teuer. Alle Stärken und Schwächen gibt es im Test von connect.
Autor: Andreas Seeger • 11.7.2022 • ca. 7:00 Min
Pro - Haptik und Verarbeitung auf
- dem Niveau eines klassischen Top-Smartphones
- wasserfest nach IPX8
- 1 Jahr Versicherungsschutz
- 7,6 Zoll großes OLED mit
- 120 Hertz ersetzt ein Tablet
- Power-Prozessor und umfassende Connectivity mit WiFi 6E und UWB
- System mit an den Formfaktor angepassten Extras und Update-Garantie über drei Jahre
Contra - groß und schwer
- kein Netzteil im Lieferumfang
- empfindliche Displayoberfläche mit sichtbarer Falz
Fazit
Aus technischer Sicht liefert Samsung (bis auf die Kameras) das, was man in dieser Preisklasse erwartet. Aber der klotzige Formfaktor steht einem Durchbruch am Massenmarkt im Weg. Genauso wie der Preis: Für 1800 Euro bekommt man ein Highend-Smartphone für die Hosentasche und ein Highend-Tablet für das Sofa - das eine mit besserer Kamera, das andere mit einem größeren Display.
81,0%
Dass Samsung neben dem Galaxy Z Flip 3 auch das Galaxy Z Fold 3 mit einer großen Marketingkampagne unterstützt, ist ein mutiger Schritt. Die Koreaner scheinen sehr überzeugt von dem neuen Formfaktor zu sein. Und in der Tat wird das Fold 3 schnell zum Blickfang und Tischgespräch, wenn man das große Innendisplay aufklappt.
Aber kaufen? Der 16 Millimeter dicke Riegel ist mit 1800 Euro nicht nur exorbitant teuer, er sprengt auch so einige Hosentaschen und die knapp 300 Gramm Gewicht sind nicht alltagstauglich. Als störend empfinden wir auch das gestreckte 25:9-Format des Displays auf der Vorderseite und die unsymmetrische Anordnung: Weil auf der Scharnierseite ein breiter Streifen bleibt, schaut man nicht mittig auf das OLED, sondern etwas versetzt.
Edel, robust und wasserfest
Das sind allerdings Defizite, die der Bauweise geschuldet sind – kompakter und leichter kann man ein Foldable mit einem Display im Tablet-Format momentan nicht bauen. Was Samsung hier präsentiert, ist state oft the art und man muss sich vor der Ingenieurskunst der Koreaner verneigen. Mit dem Rahmen aus besonders gehärtetem Aluminium und der großzügigen Verwendung von Gorilla Glas Victus fühlt sich das Fold 3 genauso wertig und stabil an wie ein klassisches Highend-Smartphone, was in Anbetracht der beweglichen Scharnierkonstruktion keine Selbstverständlichkeit ist.
Auch die IPX8-Zertifizierung gibt ein gutes Gefühl: Das Fold 3 verträgt einen Tauchgang (bis maximal 1 Meter für 30 Minuten in klarem Süßwasser). Wenn doch etwas kaputt geht, kommt Samsung seinen Kunden weit entgegen: Käufer eines Galaxy Fold 3 erhalten ein Jahr lang den Versicherungsschutz Samsung Care+, der versehentlich entstandene Schäden abdeckt, darunter den Austausch des Bildschirms, Wasserschäden und den Austausch der Rückabdeckung. Ein guter Deal, trotz der Selbstbeteiligung in Höhe von 130 Euro.
Klassisches Glas ist härter und kratzfester
Diese vielen Details können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem neuen Formfaktor weiterhin Nachteile verbunden sind. Zum einen macht die Scharnierkonstruktion mit den beweglichen Teilen das Foldable generell verschleißanfälliger. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass ein zertifizierter Schutz gegen Staub fehlt (üblich ist IP68 statt wie bei Samsung IPX8). Das liegt an der halbdurchlässigen Bauweise des Scharniers: An den Rändern kann Wasser eindringen, es kommt aber nicht bis zur empfindlichen Elektronik. Das genormte Verfahren zur Ermittlung der Staubschutzklasse verträgt sich nicht mit dieser besonderen Bauweise. Daraus folgt auch, dass Staub und feiner Sand hinter das Scharnier gelangen können - am Strand ist also besondere Vorsicht geboten.
Ein weiterer Schwachpunkt ist das biegsame OLED. Nach wie vor markiert eine Falz die Knickstelle. Man sieht sie zwar nicht, wenn man bei aktiviertem Display direkt draufschaut, ausgeschaltet oder bei schräger Draufsicht wird sie jedoch deutlich sichtbar (wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei den Vorgängergenerationen). Die Falz ist auch spürbar, wenn man den Touchscreen benutzt. Der wird zwar von einer hauchdünnen Glasschicht geschützt (dem von Schott entwickelten „Ultra Thin Glas“), diese ist aber bei weitem nicht so druckstabil und kratzfest wie das Displayglas bei einem klassischen Smartphone. Aus diesem Grund haben auch die neuen S Pen (S Pen Fold Edition und S Pen Pro), die Samsung zusammen mit dem Fold 3 auf den Markt bringt, eine speziell entwickelte Stiftspitze, die bei zu viel Druck zurück federt. Allzu temperamentvolle Zeitgenossen könnten das Panel sonst beim schwungvollen Punktsetzen eindrücken.
Samsungs erste Under-Display-Kamera
Das Innendisplay ist auch deshalb so imposant, weil kein schwarzer Punkt die Draufsicht stört. Samsung baut erstmals eine Under-Display-Kamera ein. Der Hersteller bringt hier eine besondere Technik zum Einsatz: Über der Optik ist das Pixelraster nicht so engmaschig (entsprechend ist die Auflösung auch nicht so hoch), was man bei genauerem Hinschauen auch erkennen kann. Das ist erforderlich, um den Qualitätsabfall niedrig zu halten, denn die Optik muss durch die Pixel fotografieren, vergleichbar mit einer Kamera, mit der man durch einen Maschendrahtzaun ein Foto macht. Dass diese Technologie neu ist, sieht man den Selfies leider an: Das Bild wirkt sehr grob. Die hochauflösenden Frontkameras der Mitbewerber bieten deutlich mehr. Auch im Vergleich mit den S21-Frontkameras von Samsung schneidet das Fold 3 mit Abstand schlechter ab. Für bessere Aufnahmen empfiehlt sich daher die gute 10-Megapixel-Frontkamera auf der Außenseite.
Auch bei der Hauptkamera erreicht das Fold 3 nicht das Spitzenniveau, das man von einem 1000-Euro-Smartphone erwarten kann. Die drei Optiken mit jeweils 12 Megapixel, die einen Brennweitenbereich von Ultraweitwinkel bis 2xZoom abdecken, erreichen nur eine gute Qualität - für mehr reicht die Auflösung nicht, die für ein Highend-Smartphone zu niedrig angesetzt ist. Immerhin: In der 12-Megapixel-Liga gehört das Fold 3 zu den besseren Modellen. In unserem Test punktet es mit guten Ergebnissen bei Weitwinkel und optischem Zweifachzoom. Die Superweitwinkelkamera erreicht ebenfalls gute Ergebnisse - allerdings nur bei viel Licht. In der Summe schafft es das Fold 3, Apples iPhone-12-Generation qualitativ zu überholen. Auffällig: Die Signalverarbeitung arbeitet aggressiver als bei Apple: Sie hebt die Kontraste stärker an und betont die Kanten deutlicher. Das lässt einen schärferen, allerdings auch etwas unnatürlicheren Bildeindruck entstehen.
Wo ist das Netzteil?
Unter den Erwartungen bleibt auch der Lieferumfang: Während Unternehmen wie Oppo ihren Mittelklasse-Smartphones 65-Watt-Turbolader mitgeben, verzichtet Samsung komplett darauf – angesichts von 1800 Euro ein No-Go.
Brillante Displays, starker Prozessor
Entschädigt wird man dafür mit exzellenten Displays und einem voluminösen Stereosound, der auch die Bässe, die normalerweise ein Schwachpunkt aufgrund des kleinen Resonanzkörpers sind, gut transportiert.
Das 6,2 Zoll große Außendisplay unterstützt nun endlich auch 120 Hertz für butterweiches Scrolling, das in die Länge gestreckte Seitenverhältnis von 25:9 und die vergleichsweise breiten Ränder machen es jedoch nicht zu einer guten Alternative zu einem klassischen Smartphone-Bildschirm. Sobald es um mehr geht als eine kurze Nachricht oder das Wetter checken, klappt man den Bildschirm auf. Das 7,6 Zoll große Panel mit 120 Hertz ist eine Augenweide, die jedes andere Smartphone-Display um Längen übertrumpft und beim Surfen auf dem Sofa ein Tablet ersetzt.
Messwerte Display
- Kontrast bei <1 Lux 1:9999
- Kontrast bei 500 Lux 1:446
- Kontrast bei 20 000 Lux 1:10
- Displayhelligkeit 384 cd/m2
Beim Anschauen von Filmen tritt allerdings schnell eine gewisse Ernüchterung ein: Das fast quadratische 4:3-Format sorgt für breite Ränder oben und unten. Trotzdem: Das XXL-Display ist das zentrale Alleinstellungsmerkmal. Beim Prozessor setzt Samsung auf Qualcomms stärkstes Pferd im Stall, den Snapdragon 888, der nicht nur eine sehr gute Performance liefert, sondern auch eine umfassende Connectivity von 5G bis NFC bereitstellt. Dabei unterstützt das Fold 3 mit WiFi 6E und Ultra Wide Band (UWB) die mondernsten Standards. Hier bleiben keine Wünsche offen.
Oberfläche wie ein Tablet oder Smartphone
Samsung hat die Benutzeroberfläche One UI für die Tablet-Nutzung angepasst. Man kann zum Beispiel mehrere Apps gleichzeitig auf dem geöffneten Display anzeigen und per Drag&Drop verschieben. Samsung hat die eigenen Apps (unter anderem den Kalender) optimal an die 4:3-Ansicht angepasst, aber auch andere populäre Apps (wie Youtube, Spotify, Gmail, Microsoft Office) unterstützen eine spezielle Tablet-Ansicht mit einem Layout, das den größeren Bildschirm besser einbindet als von einem klassischen Smartphone bekannt.
Eine weitere Anpassung an den Formfaktor ist der sogenannte "Flex Mode": Wenn man das Fold 3 um 90 Grad anwinkelt, wird die Ansicht zweigeteilt und im unteren Bereich die Bedienelemente eingeblendet - praktisch ist das etwa beim Videochat.
Softwareseitig liefert Samsung zweifellos eine hervorragende Vorstellung ab. Dazu passt auch der überragende Software-Support: Käufer eines Fold 3 können sich sicher sein, auch in zwei Jahren noch die neueste Android-Version per Update zu erhalten.
Akkulaufzeit, Akustik und Empfang
Samsung-typisch beherrscht das Fold 3 den Qi-Standard in beide Richtungen: Es kann kabellos geladen werden (mit maximal 15 Watt), und es kann seine Energie kabellos an Peripheriegeräte wie Kopfhörer weitergeben (4,5 Watt). Die Akkulaufzeit bewegt sich mit 9:28 Stunden knapp unter dem Durchschnitt von 10 Stunden, den man im Highend-Segment erwarten kann. Für einen Tag mit normaler Nutzung sollte es in der Regel problemlos ausreichen. Die Empfangseigenschaften im LTE-Netz sind sehr gut, etwas besser als beim Flip 3. Bei der Sprachqualität fällt die niedrige Lautstärke auf, sodass hier nur ein befriedigendes Niveau erreicht wird.
Fazit: Zu schwer und zu teuer für den Mainstream
Aus technischer Sicht gibt es nichts zu meckern: Samsung liefert eine Top-Ausstattung in einem hervorragend verarbeiteten Gehäuse. Aber der hohe Preis und der klotzige Formfaktor stehen einem Durchbruch am Massenmarkt im Wege. Für den Preis eines Fold 3 bekommt man ein Highend-Smartphone für die Hosentasche und ein Highend-Tablet für das Sofa - das eine mit besserer Kamera, das andere mit einem größeren Display.
Samsung Galaxy Z Fold 3 technische Daten
- Preis und Speicher: 1.799 Euro mit 12/256 GB / 1.899 Euro mit 12/512 GB
- Farben: Phantom Black, Phantom Green, Phantom Silver (alle matt)
- Größe und Gewicht: 158 x 128 x 6 Millimeter und 271 Gramm (geschlossen: 158 x 67 x 16 Millimeter)
- SoC: Qualcomm Snapdragon 888 mit 2,84 GHz
- Hauptdisplay: OLED mit 7,6 Zoll und 2.208 x 1.768 Pixel, Bildwiederholrate 120 Hertz
- Außendisplay: OLED mit 6,2 Zoll und 2.268 x 832 Pixel
- Hauptkamera: Ultraweitwinkel (F2.2) mit 12 Megapixel und Weitwinkel (F1.8) mit 12 Megapixel, 2xZoom mit 12 Megapixel (F2.4)
- Frontkamera (außen) mit 10 Megapixel (F2.2)
- Frontkamera (innen) unter dem Display mit 4 Megapixel (F1.8)
- Konnektivität: 5G, 4G, 3G, 2G, WiFi 6, Bluetooth 5.2, NFC, USB-C
- Dual-SIM (1x Nano SIM + 1 x eSIM oder 1x Nano SIM + 1 x Nano SIM))
- Akku mit 4.400 mAh, Wireless Reverse Charging unterstützt
- System Android 11 mit One UI 3.1.1
- Besonderheiten: Kein Netzteil im Lieferumfang, wasserfest nach IPX8, Fingerabdrucksensor im Rahmen integriert, Stereolautsprecher
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